
Göttingen ist seit heute um eine Attraktion reicher. Im Jahre 1833 hatten Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber nämlich hier den ersten elektromagnetischen Telegraphen eingesetzt und über eine kurze Strecke Nachrichten übermittelt. Damals hatten sie noch zwei lange Drähte über die Dächer gespannt, die aber immer wieder durch Blitze zerstört wurden. Trotzdem gilt der Gauß-Weber Telegraph als eine der grundlegenden Erfindungen für die moderne Telekommunikation.
Seit heute kann man in Göttingen wieder erleben, wie das funktioniert, denn an der Sternwarte am Rand der Innenstadt und an der Alten Universitätsbibliothek im Stadtzentrum sind aus Bronze zwei Telegraphenstationen aufgestellt worden, mit denen man nacherleben kann, wie kompliziert die damalige Nachrichtenübertragung noch war. Alle Buchstaben sind in Binärcodes zerlegt worden, also durch eine Kette von “+” und “-” ausgedrückt. An jedem Telegraphen gibt es einen einfachen Hebel, den man in Plus- und in Minusrichtung drücken kann. Dadurch wandert ein roter Lichtpunkt entweder nach links (minus) oder nach rechts (plus). Die Übertragung geht heute zwar drahtlos und um einiges schneller als mit dem unhandlichen Original-Apparat, aber man kann gut nachvollziehen, wie aufwendig die ersten Schritte waren. Jetzt muss man sich nur noch mit jemandem verabreden, gleichzeitig an den beiden Apparaten zu sein, dann kann man ganz ohne Telefon miteinander kommunizieren.
An den drei anderen Seiten des Telegraphen ist übrigens eine kleine Erklärung in etwa 25 Sprachen angebracht. Vielleicht sollen später noch mehr dazukommen.
Bei der Eröffnungsfeier bekam die Präsidentin der Universität Göttingen nicht nur den Vorschlag, die Georg-August-Universität in Gauß-Universität umzubenennen, sondern auch einen alten Zehnmarkschein geschenkt. Auf diesem waren nämlich nicht nur Carl Friedrich Gauß, sondern auch die Aula und die Sternwarte der Universität abgebildet.
Die Telegraphen stehen im Freien und können daher jederzeit benutzt werden. Seit einigen Jahren leuchtet nachts auch ein grüner Laser-Strahl über die Stadt, der den Verlauf der alten Drähte markiert. Probiert es mal aus!
Gauß und Weber selbst haben schon lange ein gemeinsames Denkmal auf dem Wall. Ursprünglich hatten die beiden Skulpturen Drähte in den Händen, die aber schnell verschwunden waren. Darum kann man die Gestik der beiden heute kaum noch verstehen – ein bekannter Göttinger Scherz besteht darin, Gauß eine Bierflasche in die offene Hand zu drücken!

