Letzte Woche habe ich an dieser Stelle etwas über die Fraktur geschrieben und dabei auch die alten Schreibschriften (auch Kurrentschriften) erwähnt. Die bekannteste dieser Schriften ist die Sütterlin-Schrift, die zwischen den beiden Weltkriegen in Deutschland verbreitet war und schon eine Modernisierung gegenüber älteren Kurrentschriften war.

Heute können nur noch wenige Deutsche, meist ältere Leute, die Sütterlin-Schrift flüssig lesen. In den letzten Jahren wurden daher überall in Deutschland sogenannte Sütterlin-Stuben gegründet, an die man sich wenden kann, wenn man zum Beispiel Briefe oder Tagebücher der eigenen Großeltern nicht mehr lesen kann. In Göttingen befindet sich die Sütterlin-Stube in einem Altenheim, wo noch viele der dort lebenden Senioren sie lesen können. Manche Sütterlin-Stuben bieten auch regelrechte Kurse in der alten Schrift an.

Dieses Beispiel ist mit ein bisschen Übung noch ganz gut zu lesen, aber natürlich hatten viele Menschen damals auch eine wesentlich schlechtere Handschrift als dieses computergenerierte Beispiel (wir sagen auch „jemand hat eine Klaue“ oder gar eine „Sauklaue“, wenn jemand eine schlecht lesbare Handschrift hat). Dann sind ihre Briefe auch für erfahrene Sütterlin-Leser ein Problem.
Schrift als Kulturgut sollte nicht verloren gehen. Mein Kollege hat erst gestern die Tagebücher seines Opas zur Sütterlinschrift Übersetzung geschickt. Ich werde ihn bei Gelegenheit darauf hinweisen, dass es derartige Zusammenschlüsse gibt, die sich um die Wahrung der Schriftart bemühen. Vielleicht findet sich noch mehr und dann kann er sie selbst entziffern.