Mit diesem Beitrag möchte ich mal versuchen, meine Erfahrungen mit dem Erstellen von Filmen im Deutschunterricht zusammenzufassen. Ich richte mich hier vor allem an Sprachlehrerinnen und -lehrer, aber vielleicht ist es für Lernerinnen und Lerner auch interessant. Ich habe es nur im Deutschunterricht ausprobiert, aber für andere Sprachen sollte es natürlich genauso anwendbar sein.
Im heutigen ersten Teil möchte ich mich mit ein paar allgemeinen Dingen beschäftigen, und auch ein bisschen erklären, wie es bei mir begonnen hat. Später kommen dann noch Abschnitte über die technischen Voraussetzungen und über die konkrete Organisation eines Film-Projekts.
Allgemeines
Seit einiger Zeit setze ich öfter mal meine kleine Video-Kamera im Deutsch-Unterricht ein. Ich hatte das seit Jahren geplant, aber früher hatte ich es nie realisieren können. Das lag vor allem an den Wünschen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Kurse: Wenn ich ein Filmprojekt als Projekt unter mehreren angeboten hatte, wurden immer andere Projektvorschläge ausgewählt, und aufzwingen wollte ich ihnen so etwas ja auch nicht. Die Argumente gegen das Filmprojekt waren manchmal persönlicher Art („ich stehe nicht gern vor der Kamera“ ), öfter aber lag es an den Unterrichtserfahrungen und -erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer („ich möchte lieber meine Grammatik verbessern“). Irgendwann hatte ich den Eindruck, als würde ich das Konzept nicht gut genug verkaufen. Das habe ich geändert, und seitdem kommt die Kamera öfter mal zum Einsatz. In einigen Fällen habe ich wahrscheinlich klarer gemacht, warum ich solche Projekte sinnvoll finde, in anderen habe ich einen Einstieg durch die Hintertür gewählt (dazu gleich noch mehr). Es kann nämlich durchaus frustrierend sein, wenn man als Lehrkraft voller Schwung vor eine Klasse tritt und merkt, dass die eigenen Ideen gar nicht auf so viel Interesse stoßen, obwohl man selbst so etwas in der eigenen Schulzeit sehr gern gemacht hat (oder hätte).
Warum also finde ich es eine gute Idee, im Sprachunterricht Filme zu drehen?
Einen Film dreht man natürlich nicht, anstatt Deutsch zu lernen, sondern gerade weil man Deutsch lernen will. Beim Erstellen eines Filmes kommen alle wichtigen Sprachfertigkeiten zum Einsatz: Sprechen und Hören bei der Planung, Schreiben und Lesen beim Verfassen eines Drehbuchs, Aussprache und Intonation bei den eigentlichen Dreharbeiten. Kreativaufgaben halte ich ohnehin immer für gut (zumal ja nahezu jeder Sprechakt ein kreativer Akt ist). Und am Ende haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch noch etwas zum Mitnehmen, was nicht nur ein nettes Souvenir ist, sondern auch ein sehr schönes Dokument zur Kontrolle des eigenen Lernfortschritts für später.
Wenn man nun unsicher ist, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wirklich Interesse an einem solchen Projekt haben, kann man sich vorsichtig herantasten. Man kann die Leute zum Beispiel fragen, ob sie etwas dagegen haben, wenn man – rein für private Zwecke, das sollte man durchaus dazu sagen – mal für ein paar Minuten den Unterrichtsalltag filmt. Ein idealer Einstieg sind auch Arbeitsphasen, an deren Ende die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor der ganzen Klasse etwas vortragen sollen, etwa einen Dialog oder sonst etwas Theaterartiges. Anschließend kann man die Filmsequenzen nutzen, mit der Klasse oder auch erstmal einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmern über Aussprache und Intonation zu sprechen oder einzelne sonstige Fehler zu korrigieren. Die Erfahrung, sich selbst eine Fremdsprache sprechen zu hören und zu sehen, ist für die meisten wahrscheinlich neu; aber es lässt sich gut zeigen, dass man mit dem Medium Film eben auch ein tolles Instrument zur Selbstkontrolle hat.
Meistens gibt es schon bei diesem ersten Herantasten an das Medium auch viel zu lachen! Und das ist natürlich ein guter Start. Wenn man auf diese Weise dann das Eis einmal gebrochen hat, kann man irgendwann vorschlagen, doch mal ein etwas größeres Filmprojekt zu machen. Die Widerstände sind dann viel geringer als bei einem abrupteren Einstieg.
Grundsätzlich ist die Bereitschaft, ein Filmprojekt zu machen, dann am größten, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einander schon ein bisschen kennen. Kleine Gruppen sind auch besser als größere, aber mit ein bisschen Erfahrung kann man sich auch an größere Gruppen herantrauen. Und schon von Anfang an solltet Ihr klar machen, dass Ihr das Ergebnis nicht ohne die Zustimmung aller bei Youtube einstellen werdet (und Euch natürlich, das versteht sich von selbst, an diese Zusage auch halten).
Hier kommt jetzt ein Beispiel für ein Mini-Projekt aus einem Einzelunterricht. Wir haben dabei einen kleinen Comic aus dem Lehrwerk „Moment mal!“ verfilmt, den wir im Unterricht behandelt hatten. Thema waren Höflichkeitsformen. Für die Kulisse brauchten wir nur einen Tisch, ein paar Tassen und eine leicht verstellbare Uhr, also jederzeit zugängliche Utensilien. Der Film ist 1:16 lang – die Dreharbeiten haben aber ungefähr anderthalb oder zwei Stunden in Anspruch genommen, bis wir zufrieden waren.
Im zweiten Teil werde ich etwas über die technischen Voraussetzungen für ein Filmprojekt schreiben. Demnächst hier im Deutschlich-Blog.
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