Wo steht das Verb in Nebensätzen?
Normalerweise steht das konjugierte Verb immer am Ende eines Nebensatzes, also an letzter Stelle.
Das kann man sich merken, weil es eine Regel ist. Ich habe damit keine Schwierigkeiten, weil Deutsch meine Muttersprache ist. Wenn ich eine Sprache lerne, brauche ich klare Regeln. Wir haben gelernt, dass die konjugierte Verbform am Ende eines Nebensatzes, egal wie lang er ist und wie viele Wörter er hat, steht. Weil das manchmal komisch aussieht, muss ich aufpassen.
Nun gibt es aber Ausnahmen!
Mit der Konjunktion als: Es sieht aus, als würde es gleich regnen! Du guckst so komisch, als hättest du keinen Regenschirm! Du tust so, als hättest du das nicht gewusst! (Hier steht das konjugierte Verb gleich hinter als)
An 2. Stelle steht das Verb bei un-eingeleiteten Nebensätzen: Er sagt, er reserviere ein Zimmer für uns. Es ist besser, du sagst gleich die Wahrheit! (Stirnsatz/Kernsatz)
Und was ist nun, wenn ein Modalverb dazukommt? Und im Konjunktiv? Alle Zeitformen? Beispiele:
Es ist schade, dass sie die Prüfung nicht bestehen kann. (Präsens) Es ist schade, dass sie die Prüfung nicht bestehen konnte. (Präteritum) Es ist schade, dass sie die Prüfung nicht hat bestehen können! (Perfekt, Achtung: Stellung konjugiertes Verb!) Es ist schade, dass sie die Prüfung nicht hatte bestehen können. (PQP, konj.Verb!) Es wäre schön gewesen, wenn sie die Prüfung hätte bestehen können! ( KonjunktivII, Achtung, Achtung!)
Es tut mir Leid, wenn ich dir das nicht habe verständlich machen können! (In der Umgangssprache, in der alltäglichen Sprache benutzen wir solch komplizierten Sätze allerdings weniger!)
Welche Beispiele gibt es noch? Wann steht das konjugierte (“finite”) Verb nicht an letzter Stelle im Nebensatz? Weißt du ein Beispiel im Passiv?
Hallo
Das ist sehr nett beschrieben, mit der Mischung aus Beispielen und Realtext. Für das Passiv schlage ich vor:
Ich habe gehört, dass die Ursache nicht hat gefunden werden können.
Ist es wahr, dass diese Arbeit nicht hat gemacht werden können?
Es kann doch nicht sein, dass die ganze Arbeit bis heute hat gemacht werden sollen.
Ich denke, die Regel, dass das finite Verb vor den weiteren Verbteilen/Verben steht, greift im Passiv nur mit Modalverb, im Passiv allein ist die Satzstellung normal: Es ist sicher, dass die Umfahrung im Jahr xxxx gebaut worden ist.
Danke schön!
Gruss,
Karin
dank schon bitte
Ich habe mehrere Ausnahmen
oder vielleicht Fehler gefunden. Das folgende Beispiel ist aus der Süddeutschen Zeitung: >>In Deutschland gilt ein Gesetz, das die einen hüten wie einen Schatz und andere erbittert bekämpfen: das Ehegattensplitting.<< Ist die Regel der letzten Stelle des Verbs im Nebensatz wirklich immer berücksichtigt?
(Entschuldigung, dieser Kommentar war uns durchgerutscht.) Nein, wie der Artikel schon sagt, gibt es auch Ausnahmen. Eine davon sind Vergleiche mit wie oder als, die noch nach der Endstellung angehängt werden können. Das ist aber eigentlich heutzutage gar keine wirkliche Ausnahme mehr, sondern der Normalfall (oder zumindest ebenso normal wie “… wie einen Schatz hüten”). Ähnlich ist es bei Infinitivgruppen, die werden heute auch meistens nachgestellt. Also: “Es hat angefangen zu regnen.” ist zumindest mündlich viel üblicher als “Es hat zu regnen angefangen.” Ich hoffe, das hilft weiter.